Dienstag, 27. August 2013

Vertrauen

Ich bin ja ein Mensch, der grundsätzlich an das Gute im Gegenüber glaubt, man könnt mich manchmal durchaus auch blauäugig nennen. Ich bin aber mit dem bis jetzt eigentlich immer gut durchs Leben gekommen. Am letzten Wochenende dachte ich, dass nun ein Stück meines Vertrauens für immer gestorben ist, aber es kam dann doch noch gut. Nun aber von Anfang an:

Mein Job bringt es mit sich, dass wir manchmal Gegenstände welche die Leute so vergessen, wieder dem Besitzer zurückgeben dürfen. Also eigentlich hat man das uns verboten und wir müssten die Gegenstände zwingend dem städtischen Fundbüro übergeben, welche sie dann dem Besitzer aushändigen dürfen. Das ist ja in den meisten Fällen ganz oke, wenn es sich aber um "wichtige" Sachen wie Portemonnaie, Ausweise, Schlüssel oder sogar Smartphones ;-) handelt sehe ich nicht ein, dass ich den Besitzer auf den nächsten Tag, an Wochenenden sogar auf Montagmittag vertrösten muss, wenn sich sein Eigentum in einer abschlossen Schublade bei uns befindet. Kurzerhand verstosse ich dann schon mal gegen eine Vorschrift und händige den Gegenstand aus. Achtung jetzt wird's kompliziert: Wenn wir einen Gegenstand (eigentlich verbotener Weise) aushändigen, müssen wir eine Bearbeitungsgebühr verlangen, wie dass das Fundbüro auch machen würde. Nun aber zu den Vorfällen von letztem Wochenende:

Ein junger (ich schätzte ihn ca. 25 jährig) Typ meldete sich am Samstag bei mir am Schalter und erklärte mir, dass er gestern sein Smartphone verloren hätte und dieses soeben via App geortet hätte. Das Handy müsse irgendwo hier im Gebäude sein. Weil wir am Morgen immer kurz die Fundgegenstände durchschauen wusste ich, dass ein schwarzes iPhone dabei war. Der Typ sagte mir, dass ein neuer Anruf von seiner Schwester drauf sein müsste. Wir plauderten noch ein wenig (auch über unsere sinnvollen Vorschriften) während ich checkte ob der Anruf auf dem iPhone war. Danach erklärte ich ihm die Bearbeitungsgebühren. Der Typ sagte mir, dass er in der Nähe wohne und dass er kein Geld dabei hätte, es aber sofort holen gehe und mir bringen würde. Blauäugig wie ich bin, liess ich ihn mit iPhone davon ziehen. Weil er mir einen sympatischen und seriösen Eindruck machte liess ich ihn mit iPhone gehen. Seinen Namen und seine Wohnadresse, welche ich natürlich nicht auf einem Ausweis kontrollierte, musste er mir ja auf der Fundetikette notieren. Natürlich sah ich den Typen am Samstag nicht mehr...

Am Sonntag wollte ich dann seine Telefonnummer ausfindig machen. Den Namen gab es aber an notierter Adresse nicht im Telefonbuch... Wohl oder Übel musste ich von meinem Geld 20.-- an die Fundetikette hängen, war doch alles bereits auf den Formularen eingeschrieben und würde am Montag an das Fundbüro weitergeleitet werden. Die vom Fundbüro würden mir die Hölle heiss machen, wenn die notierten 20 Franken nicht ankämen, das wusste ich auf sicher...

Ein grosser Teil meines Urvertrauens wurde mir an diesem Samstag genommen, das wusste ich auf sicher. Ich schämte mich für mein blauäugiges Verhalten so, dass ich niemanden etwas von der Geschichte erzählte.

Doch dann, am Montag kurz vor meinem Arbeitsschluss, läutete es am Schalter und da stand der Typ mit dem zwanziger Nötli in der Hand...

2 Kommentare:

Metallschaedel hat gesagt…

Es gibt also noch Positives an der heutigen Jugend. ;-)

TheRaceFace hat gesagt…

scheint so, das mit der zuverlässigkeit müssen sie aber noch üben...